BCO Architekturen

Ritterstraße 8

   


Neubau von zwei Gewerbehäusern


Auf dem mit 70x12 Meter sehr langen und schmalen Grundstück sind zwei 5-geschossige Gewerbegebäude mit 8 Ateliers, einer Gastronomieeinheit, einem Schaufenster für Kunst und einem begrüntem Hof entstanden.

Bauherrin ist eine kleine Baugemeinschaft, welche das Projekt über mehrere Jahre sorgfältig selbst entwickelte. Bei dem Quartier handelt es sich um das ehemalige Exportviertel. Der unter Denkmalschutz stehende Ritterhof sowie die ehemalige Metallwarenfabrik Hompesch & Co. in unmittelbarer Nachbarschaft sind zwei der signifikantesten Zeugen dieser Epoche.

Die Gebäude sind zeitgenössische Interpretationen der Nachbarn geworden. Bis in den Hof wurden die über 110 Jahre beliebten Baumerkmale wie Fenstergrößen, klare Proportionen, großzügige Raumhöhen und die hellen Höfe ausgeführt.


Resultierend aus dem „Low-Tech“-Energiekonzept besteht die monolithische Straßenfassade des Vorderhauses aus Dämmbeton. Die masseaktive Wirkung des Materials in der Straßenfassade Richtung Süden generiert ein angenehmes Raumklima. Praktikabel wird die Bautiefe der Südfassade durch begehbare Loggien. Die tiefen Laibungen sorgen zusätzlich für eine natürliche Verschattung der Innenräume im Sommer und lassen die Wintersonne ein. Außenvorhänge in den Loggien und Aussenmarkisen vor den anderen Fenstern variieren das Erscheinungsbild und geben den Nutzer*innen die Möglichkeit, die Räume ohne weitere Technik zu verschatten und kühl zu halten. Beheizt werden die Gebäude ausschließlich regenerativ über einen Fernwärmeanschluss.

Ausgehend von einem offenen Loftgrundriss erlauben die Haustechnik, Fenster und Statik eine Teilung der Einheiten bis hin zu mehreren klassischen Büroräumen. Durch die vorhandenen Duschbäder und Küchenanschlüsse wäre sogar eine zukünftige Wohnnutzung sehr einfach umzusetzen.

Beide Häuser nutzen ein gemeinsames Treppenhaus im Vorderhaus, an welches die Einheiten jeweils über außen liegende Laubengänge angeschlossen sind. Da die Bestandsbebauung in den Höfen fragmentiert ist, ergeben sich zum Hof aus den Ateliers und von den Laubengängen weiträumige Ausblicke in die Stadtlandschaft. Der im Verhältnis zum Gebäude sehr große Durchgang zum Hof bildet eine öffentliche Zwischenzone, welche von dem kleinen Café im Erdgeschoss bespielt und dem großen Schaufenster zur Durchfahrt gerahmt wird: Eine Einladung an die Passanten, das Ensemble zu betreten und als Teil des Quartiers aufzunehmen.

Für ein angenehmes Mikroklima im Sommer und als Lebensraum für Insekten und Vögel wurde eine Wildblumenwiese im Hof und der intensiv begrünbare Dachgarten auf dem Gartenhaus angelegt so wie Bäume und Büsche im Garten gepflanzt. 


Unser Anspruch als Gestalter*innen an das neue Gewerbeensemble ist es, Nutzer*innen mit den großzügigen und natürlich belichteten Räumen für einen ähnlich langen Zeitraum wie die Nachbargebäude zu begeistern und somit nachhaltig und langfristig verschiedensten Nutzungen Raum zu bieten.


Projektadresse: Berlin, Kreuzberg

Fertigstellung: Mai 2019

Bilder: Werner Huthmacher


Veröffentlichung in:


Architekturführer Deutschland 2021

Herausgegeben von Yorck Förster, Christina Gräwe und Peter Cachola Schmal

DOM publishers, DAM Preis 2021


Architektur Berlin - Building Berlin

Herausgegeben von der Architektenkammer Berlin

Wettbewerb DA! 

2021 Braun Publishing AG


"BERLIN - Urbane Architektur und Alltag seit 2009"

2022 DETAIL


   

    Hauseingang mit Schaufenster

    

Atelier eines Künstlers im Vorderhaus

   

Atelier im Vorderhaus mit Werken von acte TM

    

    Nordfassade Gartenhaus

   

    Ostfassade Gartenhaus

     

Erdgeschoss Gartenhaus mit Kunst von Frédéric Platéus, Galerie Ruttkowski 68 und Johannes Wohnseifer, König Galerie im Atelier von BAM Berlin

   

   Blick aus dem Atelier von Nailis Architekten

   

   Blick von den Laubengängen zum Dachgarten